auch als Open Access eBook erhältlich

Spielräume für Dichte
  • Autoren: Anita Grams

  • Spielräume für Dichte

  • Der Innenentwicklungskompass als problemorientierte Methode für Verdichtung in kleinen und mittleren Gemeinden

Siedlungsentwicklung, Verdichtung, Innenentwicklung, Ortsplanung, Raumplanung

Mit dem in der Schweiz 2014 in Kraft getretenen revidierten Raumplanungsgesetz und der Mindeststrategie "Innenentwicklung vor Aussenentwicklung" sind die Gemeinden verpflichtet, ihre räumliche Entwicklung auf das weitgehend überbaute Gebiet zu lenken und die Bauzonendimensionierung über Gemeindegrenzen hinaus abzustimmen. Dies bedeutet für viele kleine und mittlere Gemeinden der Schweiz einen Denkmusterwechsel in der raumplanerischen Praxis.

Ein wesentliches Element der Innenentwicklung ist die bauliche Verdichtung bestehender Siedlungsgebiete. Insbesondere in kleinen und mittleren Gemeinden sieht sich Verdichtung jedoch mit Ausgangsproblemen wie mangelnder Akzeptanz dichter Bautypologien, Mobilisierungshindernissen von baurechtlich gesicherten Reserven und fehlenden Denkmustern für Innenentwicklung konfrontiert. Hier setzen die Forschungsfragen an und münden in der Hypothese, Innenentwicklung im Hauptsiedlungsraum der Schweiz sei möglich, die bestehenden formellen Instrumente der Raumplanung allein seien dafür jedoch nicht ausreichend.

Eine Abschätzung der Reserven im Schweizer Mittelland zeigt, dass eine theoretische Kapazität für die Aufnahme von rund 0.5–1 Million zusätzlicher Einwohner vorhanden ist, ohne dass die formellen Instrumente angepasst werden müssten. Rund 2/3 der Reserven liegen in kleinen und mittleren Gemeinden mit weniger als 10'000 Einwohnern, die zudem 93% aller administrativen Einheiten des Mittellands ausmachen. Ausserdem liegen in Wohnzonen schätzungsweise die Hälfte der Geschossflächenreserven auf bereits bebauten, jedoch unternutzten Parzellen. Im Hauptsiedlungsraum der Schweiz findet in kleinen und mittleren Gemeinden ein systematischer "Dichteverzicht" statt.

Um der Innenentwicklung im Hauptsiedlungsraum der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen, sind vor allem in diesen Gemeindekategorien informelle Verfahren nötig, die in der Konsequenz zu einer Reformation der Ortsplanung führen. Informelle Verfahren sollten dabei die spezifische Organisationsform der kleinen und mittleren Gemeinden – das Milizsystem – nicht negieren, sondern sich in dieses Prinzip einpassen. Ein "Innenentwicklungskompass" vereint das im Milizsystem vorhandene Wissen und bildet den informellen Vorlauf zur "Ortsplanungsrevision der Dritten Generation" in kleinen und mittleren Gemeinden.

Mit dem Inkrafttreten des revidierten Raumplanungsgesetzes und seinen Bestimmungen zur Innenentwicklung und Verdichtung werden die drei Grossräume der Schweiz mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Angetrieben durch die Veränderungen im Bereich Demografie, Energie oder Finanzen werden sich die Ausgangsprobleme jedoch im Schweizer Mittelland am deutlichsten manifestieren. Damit der nötige Transformationsprozess gelingen kann, ist eine verstärkte Hinwendung der Politik und Raumplanung zu den Ausgangsproblemen in kleinen und mittleren Gemeinden nötig.

English edition »

Zusatzangebote

Name Dateityp Zugriff
Inhaltsverzeichnis PDF-Dokument

Ähnliche Artikel

Playing with Density

CHF 68,00 | € 65,00
Anita Grams
Playing with Density

Inward Urban Development, Spatial Development, Spatial Planning, Densification

The revised Swiss Spatial Planning Law, which came into effect in 2014, and the minimum strategy of "inward development before outward development" obligate municipalities to direct their spatial development to ward existing, largely built-up spaces, and to coordinate building zone dimensioning across municipal boundaries. For many small- and medium-sized municipalities in Switzerland, this means changing thought patterns with regard to spatial planning practice.
Margrit Hugentobler | Daniel Wiener (Hrsg.)
ANANAS: Leitfaden und Checklisten zur nachhaltigen Arealentwicklung

Zersiedelung, Verdichtung, Nachverdichtung, Landressourcen, Stadtentwicklung, Siedlungsentwicklung, Angebotsstrategie nachhaltig verdichteter Städte (ANANAS)

Dieser Leitfaden ist eine vielseitig einsetzbare Grundlage für Städte und Gemeinden in Agglomerationsräumen, welche sich mit Strategien der Verdichtung und der nachhaltigen Siedlungs- und Arealentwicklung befassen. Er zeigt, wie Städte und Gemeinden im Sinne des Raumplanungsgesetzes Angebote und Anforderungen schaffen können, um Bauträger und Investoren zu ermutigen, Wohnbauprojekte für Menschen zu realisieren, die einen nachhaltigen Lebensstil pflegen.

Marlis Gander
AussenraumQualitäten – AussenraumRealitäten

Aussenraumgestaltung, Wohnumgebung, Siedlungsplanung, öffentlicher Raum

Im Aussenraum – also dem Raum zwischen den Häusern – bewegen und begegnen sich die Menschen auf vielfältige Art und Weise. Genügt der heutige Aussenraum den zahlreichen an ihn gestellten Anforderungen? Was macht die Qualität von Aussenräumen aus und wo gibt es Defizite?

Siedlungsflächenmanagement Schweiz

CHF 68,00 | € 64,50
Reto Nebel
Siedlungsflächenmanagement Schweiz

Raumplanung, Raumordnung, Siedlungsentwicklung, verdichtetes Bauen

Mit der Annahme des revidierten Raumplanungsgesetzes durch das Schweizer Stimmvolk im März 2013 wurde der haushälterische Umgang mit der endlichen Ressource Boden erneut deutlich bekräftigt. Die damit verbundene Mindeststrategie "Innenentwicklung vor Aussenentwicklung" kann nur durch ein wirkungsvolles Siedlungsflächenmanagement umgesetzt werden. Was darunter zu verstehen ist und wie die Operationalisierung erfolgen kann – diesen Fragen wird in diesem Buch nachgegangen. Es widmet sich der aktionsorientierten Umsetzung einer integrierten Siedlungsentwicklung nach innen, indem aufgezeigt wird, wie die Innenentwicklung gezielt angegangen und gefördert werden kann.

Rechtsklick um diese Infobox zu fixieren
Klicken Sie ausserhalb um diese Infobox auszublenden