Der konventionelle Enthauptungsschlag im Kontext moderner Kriege
- Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte
Luftkrieg, 2. Weltkrieg, Golfkrieg, Irak, Afghanistan, Israel, Palästina, Libanon, Kaukasus, Libyen
In zunehmendem Masse hat sich in den letzten Jahren in der Luftkriegsstrategie ein Wandel hin zu neuen Vorgehensweisen abgezeichnet, der in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die Strategie der sogenannten Enthauptungsschläge, die sich spätestens seit dem Zweiten Golfkrieg von 1991 etabliert hat, ist als wichtiger Teil dieser Entwicklung zu betrachten.
Als Enthauptungsschlag wird eine durch Luftkrieg verursachte irreversible Ausschaltung der politischen und militärischen Führung eines Staates oder einer nicht staatlichen, international agierenden Organisation als defensive Massnahme bezeichnet.
Die Ergebnisse der Untersuchung gewähren einen Überblick über die allgemeinen Kriterien zur Durchführung eines Enthauptungsschlags und zeigen die Risiken und Chancen dieser Vorgehensweise im nationalen und internationalen Kontext anhand verschiedener Konflikte auf, u.a. in Afghanistan, Irak, Palästina, Libanon und im Kaukasus.
"Nach einer technischen Bestandsaufnahme von Waffensystemen und
Luftfahrttechnik stellt Angerer fest, dass die USA, Großbritannien,
Frankreich und Russland in der Lage sind, konventionelle
Enthauptungsschläge aus der Luft durchzuführen. … Aus militärischer
Sicht seien für das Gelingen drei Kernfaktoren von größter Bedeutung:
Schnelligkeit, Präzision, Ausnutzung des Überraschungsmoments. Angerer
stellt anschließend diese kriegerische Form der Auseinandersetzung auf
den theoretischen wie historischen Prüfstand, um dann im Mittelpunkt der
Studie Fallbeispiele zu erörtern. … Bei der Beurteilung über Erfolg
oder Misserfolg geht es Angerer nun allerdings nicht um militärische
Kriterien, vielmehr arbeitet er 'die politischen, wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Implikationen' (93) heraus. Abseits des militärisch
Machbaren entsteht so ein differenziertes Bild, aus dem der Autor einen
eindeutigen Schluss zieht: Die 'Durchführung präventiver
Enthauptungsschläge [sollte] im Rahmen zukünftiger Konflikte nicht in
Betracht gezogen werden'. Wiederholt seien nicht nur Zielpersonen
verfehlt oder gegenteilige Affekte erreicht worden … grundsätzlich
stelle der Enthauptungsschlag 'einen aggressiven Akt dar, der nicht als
Mittel der Selbstverteidigung akzeptiert werden kann' (230). Außerdem
sei es wahrscheinlich, dass der Konflikt eskaliere und es zu regionalen
oder globalen Bündnissen komme, die eine Polarisierung auf
internationaler Ebene zur Folge haben könnten. Alle Aspekte
zusammenfassend schreibt Angerer in dieser an der Realität orientierten
Studie abschließend, dass ein Enthauptungsschlag allenfalls im Rahmen
eines bestehenden Konflikts als Ultima Ratio in Betracht gezogen werden
sollte."
(Natalie Wohlleben, pw-portal.de, Portal für Politikwissenschaft, 15.09.2011)
- Buchreihe: Strategie und Konfliktforschung
- Auflage: 1., 2010
- Seiten: 280 Seiten
- Abbildungen: zahlreiche Darstellungen
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