Der Holzbau wurde im Voralpenland nicht nur mit Blick auf Details wie
Strickverbindungen, Fugenausbildung oder Schindelungen zu einer
regionalen Eigenart, sondern auch, was Dimension, Masse und Ausrichtung
der meist frei stehenden prachtvollen Häuser angeht. Diese sind auch
prägend für das Appenzeller Landschaftsbild.
Uta Hassler | Sophie Wolf | Petra Dariz | Konrad Zehnder | Wilhelm Glaser
Kiese und Sande der Schweiz
Baustoffe, Restauriermörtel, Baumaterialien
Reparatur- und Ergänzungsmörtel sind ein für die Konservierung
und Restaurierung historischer Architekturoberflächen bedeutendes und daher viel
behandeltes Thema. Vor allem Versuche mit Kalkmörteln haben in den
letzten beiden Jahrzehnten an Popularität gewonnen. Das Interesse galt
hier vor allem dem Bindemittel. Der prägenden Rolle von Kiesen und
Sanden als primärem Zuschlagstoff historischer Mörtel und Putze wurde in der Denkmalpflege und Konservierungsforschung bisher wenig Platz
eingeräumt.
Thema dieses Buchs ist das gemeinsame Forschungsanliegen von
Baugeschichte, Archäologie, Bauforschung und Ingenieurwissenschaften zu
Fragen historischer Baukonstruktion. Seit dem beginnenden 20.
Jahrhundert haben sich die Disziplinen unterschiedlich entwickelt, ein
Blick in die Wissenschaftsgeschichte zeigt aber gemeinsame
Forschungslinien in der polytechnischen Tradition.
Uta Hassler | Winfried Nerdinger (Hrsg.)
Das Prinzip Rekonstruktion
Denkmalpflege, Wiederaufbau, historische Bauten
Architekturrekonstruktionen haben eine weit zurückreichende
Tradition. Versuche der Wiedergewinnung verlorener Bauten sind in der
Geschichte vielfältig, Kontexte und Begriffe haben sich gewandelt, Ziele
wie auch technische und künstlerische Ergebnisse von Wiederaufführungen
sind heterogen. Der Begriff der "Rekonstruktion" fand lange Zeit für
den Umgang mit der Architektur vergangener Bauepochen keine Verwendung.
Methoden eines Ad-hoc-Inventars
Das Atelier der Familien Payer und Wipplinger liegt in Sichtweite des
Klosters Einsiedeln. Inspiriert von diesem Umfeld hat es sich
insbesondere mit religiöser Kunst beschäftigt. Die komplexe und räumlich
enge Situation des Ateliers erschwerte eine konventionelle Archivierung
der Hinterlassenschaften. Daher bot sich die Möglichkeit,
Methoden einer pragmatischen Schnellerfassung exemplarisch zu erproben.
Müstair, Kloster St. Johann – Klosteranlage
Das Kloster – monasterium – hat dem östlichsten Dorf in Graubünden und
seinem Tal – Val Müstair – den Namen gegeben. Die Klosteranlage wird
seit 1969 im Rahmen eines Gesamtrestaurierungsprojektes systematisch
archäologisch untersucht. Die Feldarbeiten werden bis zum Abschluß der
Restaurierungen fortdauern.
Bauforschung und ihr Beitrag zum Entwurf
Der schonende Umgang mit historischer Bausubstanz spielt in der
Architekturausbildung praktisch keine Rolle. Zwar gehört eine
Situationsanalyse zu jedem ordentlichen Entwurf; sie erweist sich jedoch
meist als reine Pflichtübung: Entweder verhindert ein bereits vorher
feststehendes Entwurfskonzept objektive Aussagen über Baubestand und
Bauzustand, oder die Bestandesanalyse wird für den Entwurf nicht
produktiv gemacht. In der Praxis sieht es kaum besser aus. Das normale
Architekturbüro, das mit einem Umbau betraut wird, ist mit den Methoden
der vorbereitenden Bauuntersuchung nicht vertraut, und zuweilen gilt es
sogar als Tugend, möglichst unbeeinflusst an einen Entwurf heranzugehen.
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