Ohne Baukunst könne man zwar leben, auch beten, aber sich erinnern, das könne man ohne sie nicht, meinte bereits John Ruskin. Dass Erinnerung an Orte gebunden ist, gehört zu den Grundeinsichten eines Diskurses, der in den letzten Jahren an Aktualität gewonnen hat. Und welche Disziplin wäre mehr als die Denkmalpflege berufen, um über Orte und Bauten der Erinnerung nachzudenken? Es ist ihre Aufgabe, die materielle Substanz zu erkunden, zu erhalten, zu pflegen und zu tradieren - um der Menschen und Gesellschaften willen, die sich erinnern wollen oder müssen, und nicht zuletzt auch, um geschichtliches "Beweismaterial" für jene Zeiten zu sichern, die von persönlichen und kollektiven Erinnerungen nicht mehr erreicht werden.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung über Formen und Funktionen der Erinnerung spielte sich in den neunziger Jahren aber vornehmlich in und zwischen anderen Disziplinen ab, ohne die Theoriedebatte der Denkmalpflege zu berühren. Dieses Defizit des fehlenden Bezugs der Erinnerungsdiskussion zu Theorie und Praxis der Denkmalpflege war Anlass für eine fächerübergreifende Tagung im Herbst 1998, organisiert vom Institut für Denkmalpflege an der ETH Zürich und unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds. Die Tagungsbeiträge werden im vorliegenden Band zusammengefasst.

Repräsentanten des eigenen Faches wie auch wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Psychologie, Geschichte, Architektur- und Kunstgeschichte der Archäologie untersuchen spezifische Aspekte - von der psychischen Notwendigkeit des Erinnerns, der Diskussion der Begriffe der Erinnerung, Geschichte und Authentizität über die Bezüge zur Historismusdebatte bis hin zur Analyse verschiedener kunsthistorischer Gegenstände (antike Spolien, Ruinenbilder des 18. Jahrhunderts, Kriegerdenkmäler oder Stadtplanung der Nachkriegszeit) hinsichtlich ihrer Verarbeitung von Erinnerung und ihrem Beitrag für die Erinnernden.

Die Beiträge bieten nicht nur Einblick in die fachspezifische Auseinandersetzung, es deutet sich auch Verbindendes an, was das Phänomen der Erinnerung als anthropologisches, gesellschaftliches und individuelles um so bedeutungsvoller macht. Nicht zuletzt zeichnet sich dadurch auch eine Erweiterung des theoretischen Fundaments der Denkmalpflege um psychologische und andere Grundeinsichten ab.

Mit Beiträgen von: Andreas Arnold, Vittorio Magnano Lampugnani, Hans-Rudolf Meier, Georg Mörsch, Otto Gerhard Oexle, Eeva Ruoff, Angeli Sachs, Brigitt Sigel, Monika Steinhauser, Thomas Will, Marion Wohlleben, Gottfried Boehm, Nott Caviezel, Gabi Dolff-Bonekämper, Arno Gruen, Isabel Haupt, Nikolaus Himmelmann, Detlef Hoffmann, Barbara Könz

  • Auflage: 1., 2000
  • Seiten: 240 Seiten
  • Abbildungen: zahlreiche Abbildungen
  • Format in cm: 21,0 x 29,7
  • Einbandart: gebunden
  • ISBN: 978-3-7281-2732-7
  • Sprache: Deutsch
  • Lieferstatus: vergriffen, nicht mehr bestellbar

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